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BEITRAG VON FLORIAN REITER

WARUM LÄUFST DU?

WARUM LÄUFST DU?

Stell‘ dir die entscheidende Frage

Warum läufst du? Nichts kann dein Laufen so verändern, wie diese Frage. Weshalb du dabei nicht deinen Kopf, sondern auch deinen Bauch und dein Herz fragen solltest.

Der Wind pfeift. Es ist Mitte April und ich bin draußen unterwegs. Mit den Laufschuhen an den Füßen und warm angezogen, suche ich mir einen windstillen Platz. Zwischen jungen Fichten, mit Blick auf das Sengsengebirge und den Großen Priel mache ich Pause. Laufen ist ein intuitiver Sport. Und Laufen geht so gut wie immer. Ich brauche nur die Schuhe anzuziehen und los. Aber warum laufe ich?

Hast du dir diese Frage schon einmal gestellt? Klingt einfach. Meine Erfahrung als Lauftrainer, Physiotherapeut und Trailrunner hat mir gezeigt, dass es sich richtig lohnen kann, sie zu stellen. Warum mache ich eigentlich etwas. Es gibt unbeschreiblich viele Gründe, dabei ist keiner besser oder schlechter. Stimmt das? In den vergangenen zehn Jahren habe ich mit hunderten Läufern intensiv zusammengearbeitet. Ihre Antworten sind spannend und bringen ein neues Verständnis, warum wir rennen. Und weshalb uns diese Triebfedern auch blockieren können.

Wir sind uns einig. Laufen macht etwas mit uns. Verbindung, mit mir und mit der Natur. Zeit für mich. Und wenn es nur diese eine Stunde am Tag ist, in der ich nichts anderen tun muss, als einen Fuß vor den anderen zu setzen. In der Gruppe unterwegs, begreife ich das Miteinander. Oder, so wie jetzt – ich spüre den schneidenden Wind im Gesicht, spüre mich. Durch die Laufbewegung werden Hormone und Botenstoffe aktiviert. Endorphine, Adrenalin. Andere laufen für ein Runners High oder den Flow.

Aus der Evolutionsgeschichte wissen wir, dass im Laufen Schmerzen verschwinden können. Andere joggen, um Kalorien zu verbrennen, den inneren Schweinehund zu überwinden und um sich Ziele zu setzen. Ein Aspekt ist auch das Reisen. Die Laufschuhe sind bei mir immer im Gepäck. Noch vor dem Frühstück schnüre ich die Schuhe und laufe los. Entdecke Orte, bekomme ein Gefühl für mein Umfeld. Und bin dabei auch im Gelände unterwegs.

Läuferisch kann ich Grenzen ausloten und sie versetzen!

Vorbilder waren es, die mich als Kind inspiriert haben. 1993, acht Jahre alt, war ich mit meinem Vater bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Stuttgart. Der Sprinter Carl Lewis faszinierte mich. Ich wollte, dass mein Vater 100 Meter abmisst, um zu wissen, wie lange ich für diese Strecke brauche. Früher schon war ich bei jedem Wetter in der Natur unterwegs. Es ging durch Parcours im Wald, ich wollte freudvoll ausprobieren, wie schnell ich sein kann. In der Pubertät geriet etwas aus dem Gleichgewicht. Mit einer Bewertung von außen, verlor sich dieses intuitive Bewegen aus der Kindheit. Ein Lehrer und der Schularzt befanden, ich sei zu schwer und müsste abnehmen. Da fand in mir eine Veränderung statt. Ab diesem Zeitpunkt lief ich nicht für mich, sondern, um anderen etwas zu beweisen. Ich habe im Fußball- und Leichtathletikverein intensiv trainiert und kein Training verpasst. Mit 19 begann ich mit Triathlon. Ich gönnte mir zu wenig Pausen und Ruhe. Klassisches Übertraining. Denn ich habe mich nicht in meinem Rhythmus bewegt, sondern mich im außen orientiert.

Die Themen Vergleich und Bewertung sind bei vielen die innerlichen Motivatoren. Bewerten und abwerten. Ein gedanklicher Mechanismus, der dir vormacht, etwas zu brauchen, das nicht da ist. Du machst dir Druck. Höher, schneller, weiter, schöner, schlanker, fitter. Diese Denkmuster finden selbst in den Köpfen von Läufer*innen mit hohem Leistungsniveau statt. Social Media und Apps tun ihr Übriges dazu. Tagesziele, Schritt- und Kalorienzähler. Ohne Frage, was Uhren und Apps können, ist genial und kann motivieren. Aber meiner Erfahrung nach, machen die Dosis und der Umgang damit viel aus.

Läufst du also für dich, für den Kalorienverbrauch oder, um anderen etwas zu beweisen? Nimm dir Zeit, schalte das Handy auf Flugmodus und stelle dir die Frage. Nicht mehr und nicht weniger. Spüre, ob es Gründe sind, die ein Wohlgefühl auslösen, die deinem Wesen entsprechen und sich einfach so richtig gut anfühlen. Dieser Prozess kann spannend sein und ganz neue Sichtweisen eröffnen. Und kann ein Geschenk sein. Meine Einladung an dich: Manchmal ist es einfach gut loszulaufen.

„Warum läufst du“ zum Nachhören in meinem Podcast „Running Free“.